Thomas Mann
Thomas Mann (* 6. Juni 1875 in Lübeck; † 12. August 1955 in Zürich) zählt zu den bedeutendsten deutschsprachigen Schriftstellern des 20. Jahrhunderts. Seine Romane, darunter Buddenbrooks. Verfall einer Familie, Der Zauberberg, Joseph und seine Brüder und Doktor Faustus, bilden den wichtigsten deutschen Beitrag zur Weltliteratur.
Als Sohn einer reichen kaufmännischen Patrizierfamilie der norddeutschen Hanse, hat Thomas Mann sich zeitlebens mit seiner großbürgerlichen Herkunft reflektierend und zum Teil kritisch auseinandergesetzt. So bildet auch das in Buddenbrooks angestimmte Thema, die Antagonismen Künstler – Bürger, Leben – Geist, von nun an eine Grundproblematik, an der Thomas Mann sich zeit seines Lebens abarbeiten wird.
In seinen Romanen, aber auch in seinen zahlreichen Erzählungen, wie Der Tod in Venedig, Tonio Kröger und Mario und der Zauberer, erfährt diese Grundproblematik immer wieder eine vielfältige, formenreiche und stilsichere Variation. In seinen Essays beschäftigt sich Thomas Mann zudem vor allem mit Fragen der Kunstauffassung, bedeutenden Persönlichkeiten der Kulturgeschichte, wie Goethe, Nietzsche, Tolstoi und Richard Wagner sowie mit den Problemen und Strömungen seiner politisch-historischen Gegenwart.
Thomas Manns Stil zeichnet sich durch subtile Nuancierungen der Worte, Relativierungen der Aussagen und dem an Nietzsche geschulten Perspektivismus aus. Er treibt dieses literarische Spiel, vor allem in den späten Romanen Lotte in Weimar, Der Erwählte und Die Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull, bis hin zur Ironie und Parodie. Thomas Mann hat in steten Abwandlungen der immer selben Grundthemen "Bücher des Endes" (T. Mann) der bürgerlichen Gesellschaft verfasst und seine zunehmende kritische Distanz zum Bürgertum mit seinen ihm eigenen künstlerischen Mitteln gestaltet. Das Bewusstsein dieses historischen Standorts hat Thomas Mann, der die literarische und philosophische Tradition des 19. Jahrhunderts auf eine neue Bewusstseinsebene gehoben und immer wieder kritisch umgestaltet hat, die tiefgreifende Gestaltung seiner gesellschaftlichen Aussagen in einer von hohem Stilwillen getragenen artistischen Erzählweise von anschaulichem und zugleich symbolhaften Charakter ermöglicht. 1929 erhielt Thomas Mann den Nobelpreis für Literatur.
Seine kritische Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus zwingt ihn und seine Familie 1933 ins Exil, zunächst in die Schweiz, später in die USA. 1952 kehrt Thomas Mann in die Schweiz zurück, da eine Rückkehr nach Deutschland für ihn nicht mehr in Frage kam. Wie kaum ein anderer Autor hat er sein Leben seinem Werk gewidmet und diesem untergeordnet. Am 12. August 1955 verstirbt Thomas Mann achtzigjährig im Zürcher Kantonspital.